Neßmersiel

Historisches

Lange bevor die Urlauber Neßmersiel entdeckten, lebten vor allem Fischer, Händler und Bauern in dem kleinen Dorf an der Nordsee. Wie bei allen ostfriesischen Sielorten leitet sich auch der Name Neßmer-siel von einem speziellen Durchlass im Deich, dem „Siel“, ab. Durch ein solches Siel fließt ein breiter Entwässerungsgraben, in dem sich das überschüssige Wasser des Hinterlandes sammelt und zum Meer abgeleitet wird.

Das Dorf Neßmersiel trägt seinen Namen nach der einstigen Vogtei Nesse, für deren Entwässerung das Siel zuständig war. Der heutige, knapp vier Kilometer entfernte Ort Nesse ist kaum größer als Neßmersiel selbst, hat aber eine längere Geschichte. Die ursprüngliche Handels- und spätere Handwerkersiedlung Nesse entstand schon im 9. Jahrhundert. Vom Mittelalter bis zum Jahr 1669 hatte hier ein ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht seinen Sitz.

Historisches Siel (vorne) mit Entwässerungsgraben

Anfänge im 16. Jahrhundert

Neßmersiel wurde vermutlich im frühen 16. Jahrhundert angelegt und wird 1599 als „Nesser Zill“ in einem amtlichen Dokument erwähnt. Wichtig für die regionale Wirtschaft war vor allem der kleine Hafen, der etwa 1570 am Siel angelegt wurde. Von hier wurden Getreide und Rapssamen in andere Städte verschifft. In Ostfriesland regierte damals die Adelsfamilie der Cirksena, die erst 1744 von den Preußen abgelöst wurde.

Entscheidend für die weitere Entwicklung des Dorfes war die Landgewinnung, die zu jener Zeit intensiv vorangetrieben wurde. War es gelungen, der Nordsee ein neues Stück Festland abzuringen, wurde das Neuland mit einem Deich geschützt. Stück für Stück rückten die Deiche immer weiter nordwärts – bis der alte Hafen verlandete. Zweimal, um 1700 und 1930, mussten die Einwohner ihren Hafen aufgeben und einen neuen anlegen. Eine erhalten gebliebene historische Inschrift erinnert an den „neuen Siel“ von 1700.

Vom Hafen vom Kurort

Im 19. Jahrhundert war Neßmersiel ein durchaus bedeutender Umschlaghafen, bevor das Hafenbecken erneute verschlammte und die Schiffseigner auf andere ostfriesische Häfen auswichen. Im 20. Jahrhundert nahm der Kurbetrieb deutlich zu und wurde das wichtigste wirtschaftliche Standbein.

Wappen von Neßmersiel

Heute besitzt Neßmersiel rund 400 Einwohner, die sich neben einigen bäuerlichen Betrieben vor allem dem Fremdenverkehr widmen. Seit 2001 gehört das Dorf offiziell zur Gemeinde Dornum. Das namensgebende Siel ist seit 1952 geschlossen, bleibt aber im Ortswappen verewigt. Zu den ältesten historischen Gebäude zählt die Windmühle von 1884 (eine Station der „Niedersächsischen Mühlenstraße“) und der Gulfhof von 1842 im Dorfzentrum.